Foto: kosoff/AdobeStock

Ein Herz für die Medikationsanalyse

Alle, die schon einmal am Handverkaufstisch in der Apotheke standen, kennen das: Kund:innen, die schon seit Jahren jeden Tag viele Arzneimittel einnehmen, ohne zu wissen, wofür diese eigentlich sind bzw. wie und wann man sie richtig einnimmt. Hier kommt der Apotheke eine besondere Rolle zu: Durch eine Medikationsanalyse können arzneimittelbezogene Probleme erkannt und eliminiert werden. Mit dem Buch „Medikationsanalyse – Grundlagen und Fallbeispiele“ nehmen dich die Autor:innen mit in die pharmazeutisch spannende Welt des Medikationsmanagements – von berufspolitischen und gesetzlichen Vorgaben bis hin zu praktischen Beispielen findet sich alles, was das Herz begehrt.

Die komplett überarbeitete 2.Auflage des Fachbuchs „Medikationsanalyse“ bietet umfassendes Wissen zu den pharmazeutischen Dienstleistungen, detaillierte Erklärungen zu den Grundlagen des Medikationsmanagements, digitales Zusatzmaterial und praktische Fallbeispiele. Diese verdeutlichen und verfestigen Wissen über Interaktionen, unerwünschte Arzneimittelwirkungen und physiologische Besonderheiten.

Drei Teile für den Überblick hoch drei

Der erste Teil des Buches befasst sich mit den Grund­lagen: Dazu gehört, was Medikationsanalyse und Medikationsmanagement sind und welche verschiedenen Arten der Analyse es gibt. Die berufspolitische Situation wird ebenso beleuchtet wie die pharmazeutischen Dienstleistungen, die bestimmten gesetzlich und privat Ver­sicherten zustehen. So ist die „erweiterte Medika­tionsberatung bei Polymedikation“ für Versicherte, die mindestens fünf verschreibungspflichtige Medikamente einnehmen, eine Kassenleistung. Apotheken, die pharmazeutische Dienstleistungen durchführen möchten, müssen bestimmte Qualifikationen besitzen, und in der Apotheke müssen definierte Voraussetzungen gegeben sein. Außerdem werden im ersten Teil des Fachbuches die wissenschaftlichen Grundlagen geschaffen, um eine sinnvolle und patientenorientierte Medikationsanalyse und -beratung durchführen zu können.

Im zweiten Teil dreht sich alles um die praktische Umsetzung in der Apotheke. Dabei werden pharmazeutischen Problemstellungen wie Interaktionen, Kontra­indikationen und Laborwerte ausführlich und an Beispielen erläutert. Den Herausforderungen, die sich bei alten Patienten in Bezug auf die Medikation ergeben, wird ein ganzes Kapitel gewidmet. Dass auch Einnahmezeitpunkte für die Wirksamkeit von Arzneimitteln relevant sein können, zeigen die Autor:innen an Arzneimittel(kombinationen), die häufig vorkommen im Apothekenalltag.

Die interprofessionelle Kommunikation zwischen Arzt oder Ärztin und Apotheker:in wird besprochen genauso wie Aufklärungs- und Erklärungsgespräche mit den ­Patient:innen. Damit werden nicht „nur“ die pharmazeutischen Grundlagen für eine erfolgreiche Medikationsanalyse vermittelt, sondern auch zwischenmenschliche Aspekte miteinbezogen. Diese sind relevant, um bei den Patient:innen Verständnis zu schaffen und so die Adhärenz zu fördern.

Fälle aufklären

Im letzten Abschnitt der Fachlektüre werden konkrete Fallbeispiele vorgestellt und die Medikationsanalyse
ausführlich und verständlich dargelegt, mit Medika­tionsplan und Angaben zur Kommunikation zwischen ­Apotheker:in, Arzt oder Ärztin und Patient:in. Wusstest du, dass Betablocker bei Diabetiker:innen die Symptome einer Hypoglykämie maskieren können und daher ein selektiver Betablocker mit geringem diabetogenem Potenzial gewählt werden sollte, wie z. B. Bisoprolol? Ist dir klar, dass das Beruhigungsmittel Zopiclon 7,5 mg für geriatrische Patient:innen aufgrund der erhöhten Sturzgefahr ungeeignet ist? Eine Dosisreduzierung auf 3,5 mg oder ein Wechsel auf bei älteren Patienten geeignetere Wirkstoffe zur Schlafförderung ist anzu­raten, z. B. Melperon oder Pipamperon.

Jeder Fall aus der Praxis wird am Kapitelanfang so vorgestellt, wie du es auch in der Apotheke mit Kund:innen erleben könntest. Das Detektivspiel, was und wie an der Polymedikation herumgeschraubt und gedreht werden kann, um Nebenwirkungen zu reduzieren oder das Wohlbefinden der Patient:innen zu steigern, wird ausführlich im weiteren Kapitelverlauf erklärt. Durch diesen Aufbau werden die Leser:innen zum Mitknobeln motiviert.

Alles für die Medikationsanalyse

In jedem Kapitel finden sich Bilder, Tabellen und Informationskästen, die den Lesefluss auflockern und
zusätzliches Wissen liefern. Durch das Einteilen in drei Teile mit jeweils mehreren Unterkapiteln wird das Werk
übersichtlich und eignet sich hervorragend zum Nachschlagen. Wer vor Lektüre des Buches kein Interesse an der Medikationsanalyse hatte, wird beim Lesen eines Besseren belehrt: Die hochkarätigen Fachautor:innen schaffen es, durch die vielen praktischen Beispiele und die strukturierte Vorgehensweise Lust an dem Detektivspiel Medikationsanalyse zu wecken. Also, ran ans Werk!

Medikationsanalyse
Grundlagen und Fallbeispiele

Ina Richling unter Mitarbeit von Barbara Bär, Carina John, Marcus Lautenschläger, Hugo Mennemann, Damaris Mertens-Keller, Katja Renner-Herzhoff, Martina Rose, Olaf Rose, Elisabeth Schindler, Christian Schulz, Cornelia Schweizer, Isabel Waltering

aktualisierte und erweiterte Auflage, 2023, 407 Seiten, 31 farbige Abbildungen, 123 farbige Tabellen und 19 QR-Codes.
Deutscher Apotheker Verlag ISBN 978-3-7692-7953-5

Juliane Russ

Juliane Russ hat an der Universität Hohenheim Ernährungswissenschaften studiert. Mit dem Master in der Tasche fing sie im April 2022 ein Volontariat bei der Deutschen Apotheker Zeitung an.